15.10.1999

Um es gleich vorweg zu nehmen - ich bin wieder mal schwach geworden.... und im Hotel gelandet. Aber das hat auch einen entsprechenden Grund. Dazu aber später mehr.

Heute Früh wurde ich wieder um 6 Uhr vom Gebetsruf, der von einem nicht auszumachenden Minarett tönte, geweckt. Trotzdem umgedreht und bis um 8 Uhr weiter geschlafen. Dann habe ich mir einen Kaffee gekocht und alles wieder zusammengepackt. Es war bisher meine beste Campstelle - denn das kleine Bächlein, welches gestern Abend hinter meiner Überdachung plätscherte war heute Morgen ein richtiger Bach mit klarem Wasser.

Nun ging es noch so ca 16 km nach dem Dörfchen Ladik. An einer Weggabellung, an der in beiden Richtungen mein nächster Zielort angegeben war, entschied ich mich für die bessere Straße. Das war ein fataler Fehler. Bald kam ich in ein kleines Dorf. Aber das war ein richtiges Kuhdorf - im warsten Sinne des Wortes. Der Schotterweg wurde zur Schlammstrecke und dann stand ich in mitten einer Kuhherde, welche durch das Dorf zur Weide getrieben wurde. Also ersten Gang rein und langsam durch. Einige Bullen schauten mich sehr merkwürdig an. Mir wurde sehr schnell klar, daß die ihre Hörner gar nicht benutzen brauchten - ein Schups mit dem Ars... und ich liege mit meinem Dampfer im Dreck. Ist aber alles gut gegangen. Die Dörfler haben mich angesehen wie Fred vom Jupiter.

Als ich am Ende des Dorfes war, gab es nur noch Schlamm. Da wollte ich die ca 400 kg unter mir nicht durchpressen. Also umgedreht (das reichte, und ich war total naß geschwitzt) und den ersten Bauern nach "Ladik" gefragt. Der zeigte wieder Richtung Schlammwüste, wo ich gerade her kam. Die zwei anderen Bauern die dazukamen meinten das selbe. Abgesprochen hatten die sich offensichtlich nicht und wie Räuber, welche mich im Schlamm überfallen wollen.... nein, dazu sahen die zu ehrlich (oder dumm...) aus. Also ab durch den Schlamm. Er wechselte ab und zu mit einer Schotterpiste.

Dann ging es bergauf bergab durch eine sehr schöne Dorf- und Waldlandschaft. Ohne den falschen Abzweig hätte ich das nicht gesehen. Ich hatte nur zwei Sorgen. Wann haut es mir den Lenker aus der Hand und wann ist mein Sprit alle... ??? - es waren nur noch drei Striche auf dem FID (Fahrer-Informations-Dilplay (BMW Spielzeug - aber sehr gut & Serie!) und die waren schon lange... Den Reservekanister hatte ich ja in Bulgarien eingebüßt.

Als ich dann auf einer zivilisierten Schotterpiste angelangt war fand ich auch gleich zwei Bauern, welche ich nach dem rechten Weg fragen konnte. Der eine meinte dann nur "Asphalt" und zeigte in die Gegenrichtung. Also wieder wenden und ab. Diesmal stimmte es. Mit fast leerem Tank landete ich in Ladik. An der Tankstelle gab es dann gleich großen Auflauf um den "Allemanje" und natürlich auch gleich Tee. Hier gibt es eben noch Gastfreundschaft!!!

Und weiter nach Tasova, Sivas und Kayseri. Wieder sehr schöne Landschaften, teils auch tolle Serpentinen. Allerdings auch rund 250 km gerade Landstraße. In einer reinen Steppenlandschaft. Hier waren auch keine Händler an den Straßenrändern. Es war auch viel zu stürmisch. Aber das scheint hier immer so zu sein. Also habe ich eben mall Stoff gegeben. So mit 160 km/h über die Piste. Mit den Bergen im Hintergrund hatte das was von US-Highways und großer Freiheit und so. Zum Glück hatte ich keine Harley.... Nee, ich will meiner BMW nicht untreu werden. Nur es war weit und breit weder ne Werkstatt noch ne Schmiede da. Und ne Harley braucht das doch öfter... oder?

Ach ja, so ca 20 km vor Sivas kam mir eine Tourenmäßig bepackte Enduro entgegen. Ein echter Biker also. Da er aber hinter einem Laster fuhr, haben wir uns nur ganz kurz gesehen. Er fuhr glaube ich eine ältere Enduro BMW oder eine Teneere.... Auf alle Fälle von hier aus "die besten Grüße an Dich und immer eine rund laufende Maschine".

Gestern habe ich mal ein wenig Öl nachgefüllt. Das Schauglas sah leer aus. War aber unnötig. Bei der Kontrolle heute war es Obervoll.

Mittags gab´s wieder was aus einem Restaurant am Straßenrand. Die sind gut und preiswert. Ein riesen Berg Essen mit Salat & Coke für schlappe 2,5 Millionen. Ist doch o.k.! (Lira - das sind so ca. 10 Mark).

Von Kayseri aus bin ich nach Göreme gefahren und hab mir ein Hotel geleistet. Hier gibt es die berühmten Höhlen. Christlichen Eremiten und Mönchen begannen vor Urzeiten hier Wohnstädten anzulegen. Das muß man einfach live gesehen haben. Schon beim Vorbeifahren fasziniert diese Felskulisse. Der morgige Vormittag ist also schon geregelt.

Da ich gerade bei der Kultur bin; Wer das erste Mal wie ich in der Türkei ist, bekommt beim Anblick eines WC einen Kulturschock. Hier verrichtet man seine Notdurft im Stehen. WC bedeutet nur, daß da ein Wasserhahn daneben ist. Das hat mich ehrlich gesagt schockiert. Ich ziehe da im Zweifelsfall die freie Natur vor. Sie stinkt nicht so erbärmlich. Und dann hängt da auch nie Toilettenpapier..... I GITTT!!!

 

Nun noch ein paar Worte zur Ausrüstung (nach 3.000 Km)

Motorrad: Einfach erste Sahne. Auch auf schlechter Piste fahrbar - auch mit Straßenbereifung. Schade ist nur, daß BMW keinen Lüfter spendiert. Im Stau wird sie zu schnell heiß. Die Griffheizung hat mal wieder so manchen kalten abend gerettet - unerläßlich für einen Tourer. Der Verbrauch ist auch o.k.

Bereifung: Gut, aber für den sauglatten Asphalt in türkischen Städten zu hart. Da wären die Metzler besser. Aber die wären sicher schon abgefahrener...

Zelt: Hat mich absolut überzeugt. Schneller Auf- und Abbau, sehr geräumig, tolles Gestänge.

Schlafsack: Prima bis knapp (-5°C) unter Null. Aber mehr verspricht der Hersteller ja auch nicht.

Isomatte: billig und gut

Kocher: Sehr gut. Nur bei leichtem Wind kann man den piezo-elektrischen Anzünder vergessen. Aber wie gesagt, es gibt ja POP Feuerzeuge.

Kochgeschirr: Prima, auch die Thermosbecher haben sich bewährt.

Motorradanzug: Der Atlantis ist wohl das beste, was man der Bikerhaut antun kann. Bei Regen ist er stundenlang dicht (denkt an Rumänien), bei Sonne schwitzt man nicht drin und bei Kälte einfach das Goretex Futter rein und es wird warm. Mist sind nur die Gummiösen für das Futter. Die reißen ständig aus. Und Nachnähen sieht nicht schön aus. Auch fängt das Goretexfutter an den Stellen, wo Gummieinzüge sind zu brechen an.... Trotzdem, in Summe ist das Teil o.k. Und man ist damit auch salonfähig.

Helm: Der BMW-Klapphelm ist o.k. Er hält dem Regen recht tapfer stand, beschlägt aber sehr schnell. Das tägliche Umbauen von Integral- auf Jethelm bringt einen bösen Verschleiß mit sich...

Stiefel: BMW/Goretex... dicht und gut

Handschuhe: Bei 3 Paaren findet man immer ein passendes... Aber alle drei sind ok.

Alles Andere ist Standard Friedensware. Wird alles auf der Testseite bewertet. Irgend wann nach der Tour.

Gute Nacht.




      

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xxx

Ladik - ein Dorf am Ende der Welt. Von hier aus gings mit fast leerem Tank durch Kuhherden und Schlammwege.

Benzin für´s Bike, Tee für mich. Die Gastfreundschaft in der Türkei ist genial. Vor allem auf dem Land.

Hallo World, I am online :-)

Kappadonische Wohnlandschaft... äuser und Hölen im Tuffstein.

Das war mein Hotel - mit einem genialen Hamam :-)