11.10.99

Heute früh um 9 Uhr habe ich mein Motorrad wieder gesattelt. Da sage noch einer was gegen die Rumänen. Das Motorrad stand noch brav da und mein kleiner Reservekanister stand auch noch neben dem Vorderrad.

Das Wetter ist immer noch besch... Nieselregen und Wolken wohin man blickt.

Der brave Boxer springt auch gleich an und es geht ab Richtung Bukarest.

Nach einigen Kilometern bricht der Himmel auf und es wird merklich wärmer. Dann kommt das, was für die Wikinger Wallhalla, oder für die Moslems Mekka ist; ein Traum von einer Straße. Bester Belag, links ein Fluß und das alles umgeben von hohen, dicht bewaldeten Bergen. Ein Paradies für jeden Biker! Die BMW bekommt auch richtige Lust. Jede Kurve wird voll ausgefahren (Geraden gibt es sowieso kaum). Auch die erstaunlich wenigen LKW lassen mich immer vorbei. Ein Motorrad ist hier eh was Außerirdisches...

Bukarest (oder richtiger; Bucuresti). Straßenweise Betonburgen. Die Stadt erstickt im Qualm der Auto und LKW Abgase. Hier kann man nur schnell durchfahren.

Doch, ein Gutes habe ich gefunden: Mc Donald. - billig, gut und schnell...

Als ich über den Platz der Einheit oder Freiheit... komme, staune ich nicht schlecht. Da hat sich der alte Landesherr einen richtigen Palast gebaut. Sieht gar nicht mal schlecht aus.

Die restliche Tour bis zur Grenze verläuft normal. Was in Rumänien auffällt, sind die sehr guten Deutschkenntnisse. Die Polizei und auch die Offiziere der Armee bekommen fast alle Deutschunterricht. Ob die uns bald alle besuchen wollen... ???

Summa summarum: hinter Sibiu ist Rumänien nicht mehr so arm und sehr schön.

Grenzstop. Ausreise aus Rumänien ist kein Problem. Beim Brückenzoll fragt mich der Zollmann, ob ich 50 DM mit Quittung oder 10 DM ohne bezahlen möchte.... Rumänien ist o.k.! Dann kommt die tolle Donaubrücke. Diesen Bau sollte man gesehen haben. Der Grenzer in Bulgarien nimmt sich ziemlich wichtig und fragt sogar nach der grünen Versicherungskarte...

Dann geht´s aber weiter. Bulgarien ist von den Straßen her einfach zu beschreiben; spärlichste Ausschilderung, schlechte Straßen – so man nicht lieber von Asphalt bekleckerten Ackerwegen sprechen will. Die Städte sehen noch schlimmer aus als im oberen Rumänien. Das Land scheint einfach am Boden zu sein. Also erst mal Veliko Tárnovo finden. Dann kommt eine Umleitung. 24 km Umweg wegen einer gesperrten Straße – toll!

Als ich dann die Orientierung völlig verloren hatte, fand ich das, was man hier sehr oft findet; nette Polizisten beim Blitzen. Kurzer small-talk über die Maschine und eine gute Streckeninfo von der Polizei. Auch hier sind sie dein Freund & Helfer.

Vergebens suche ich ein Hinweisschild auf die Strecke nach Istanbul... Nach einer Weile erscheinen wenigstens Hinweisschilder auf Silvengrad – da ist die Grenzstadt.

So langsam bildet sich auch ein LKW-Konvoi Richtung Türkei – also hinten dran.

Es wird dunkel. Die Straßen werden immer schlechter. Die Kanaldeckel liegen entweder gut 10 cm tiefer als die Straße oder entsprechend höher. Der Straßenbelag erinnert an eine Teststrecke für Geländewagen. Armes Motorrad. Aber meine treue Maschine steckt jeden Schlag, den ich ihr zumute brav weg und gibt nur wenig davon an meine Nieren weiter.

Nur, dass ich bei dem Geschüttel meinen Reservekanister mit fünf Litern gutem Super verloren habe, dass ist bitter. Das war genauso einer, wie in der Aralwerbung...

So gegen 22 Uhr halte ich an einem der vielen LKW "Rastplätze" – genauer gesagt, an einer Blechhütte mit TV. Zwei junge Männer und zwei Mädchen kommen angelaufen und bestaunen mich wie einen Ufo. Aber was soll´s; wir reden ein bisschen in der besten Sprache, welche ich bisher gefunden habe: Deutschenglischhändefüße! Klappt prima.

Der Kaffee ist gut und heiß. Dann geht’s die letzten 100 km Richtung türkische Grenze. Durchschnittsgeschwindigkeit: 60 kmh max.

Die Ausreise ist ein kurzer Blick auf den Paß. Die Einreise in die Türkei erinnert an die alte Grenze in der DDR. FÜNF Kontrollen. Jedes Mal alles peinlich genau. Ich fühle mich schon wie ein ungebetener Gast oder wie ein Krimineller. Ein Stempel und dann noch ein Stempel, ein Einreiseformular.... Zweimal Zollkontrolle und zweimal Polizei. Haben die Türken so viel Angst ? Nach fast einer Stunde bin ich durch. Die Grenzanlage ist hier fast genau so breit wie die alte zwichen Ost und West.

Dann endlich freie Fahrt. Schnell noch Geldwechsel und Tanken (ich bin jetzt Millionär!).

In Edirne suche ich nach einem geeignetem Zeltplatz – nichts da und auch keine Lust mehr zu suchen. Es ist schon Mitternacht und der Tag war sehr lang. Ab ins nächste Hotel.

Der Laden ist ziemlich einfach. Die Zimmer... naja. Für nen Fuffi mit Frühstück o.k. Eigentlich wollte der Hotelmann 50 Dollar – aber man kann ja handeln.

Gute Nacht!

PS: Für alle in Deutschland: es sind hier so 25°C .... Ätsch


Einige Eindrücke aus Rumänien




      

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xxx