13.10.1999

Na ja, eigentlich ist heute schon der 14.10.1999 früh morgens. Ich hatte gestern abend einfach keine Lust mehr den Tag in´s PowerBook einzutippen. Eigentlich hab ich jetzt auch nicht so den Bock dazu. Meine Finger sind arsc... kalt. In der letzten Nacht war es unter 0 Grad. Zelt und Motorrad sind von einer schönen, weißen Eisschicht überzogen.. brrrrrr. Aber die Sonne kommt ja schon wieder hoch - es ist ja auch gleich 8 Uhr.

Aber nun zum gestrigen Tag. Am Vormittag habe ich erst mal das touristische "Pflichtprogramm" für Istanbul absolviert. Sultan-Ahmet-Moschee, die Haiga-Sophia und den Topkai Palast. Hier findet man sich in 1001 Nacht wieder. Die Gebäude und der Park sind an Schönheit und Ästhetik kaum zu überbieten. Die Schatzkammern und Waffensammlungen muß man ebenfalls gesehen haben. Erst dann wird einem klar, welch riesige Macht einst die Sultane ausübten. Immerhin, sie beherrschten ja mal den halben Erdball. Das ganze zu beschreiben ist schwer, man muß es einfach gesehen haben. Die Hohenzollern kommen einen dagegen wie mittleres Bürgertum vor. Unsere Kultur ist eben wesentlich jünger.

Mittags ging´s dann weiter Richtung Izmit. Hier kam dann der totale Gegensatz zur Schönheit Istanbuls: vom Erdbeben zerstörte Häuser, kleine und mittlere Zeltstätte, in denen die Menschen leben müssen, bis die Häuser wieder aufgebaut sind - und die Nächte sind ja jetzt schon sau kalt !!! Nicht das einer denkt, da stehen, wie man es in Deutschland erwarten würde, große, beheizte Armeezelte; ganz normale Campingzelte mit Folie gegen den Regen überzogen. Da drinnen die paar Sachen, die man aus den Trümmern gezogen hat. Es ist ein Bild des Grauens. In den größeren Städten ist der Abriß und Aufbau schon voll im Gange. Hier ist auch jede Menge Polizei und Armee vor Ort. Aber die passen in der Türkei ja eh an jeder Straßenecke auf. Vielleicht deshalb habe ich den Eindruck, hier braucht man absolut keine Angst vor Dieben... zu haben. Aber die Menschen hier sind eh total freundlich.

Von Izmit aus geht es dann nach Bursa. Von Turan nach Iznik ist wieder eine Traumstrecke. Serpentinen ohne Ende. Nur leider wird es schon dunkel. Als ich mich in Iznik bei einem Militärposten nach der Strecke nach Adapzari erkundige, holt der gleich mal einen Kollegen aus der Wachstube, der in Deutschland gelebt hatte. Also wieder small-talk und Tee trinken. Selbst die Army ist hier o.k. Dann weiter und in Adapzari auf die Autobahn - natürlich wieder mit Maut. Dann geht´s aber bald wieder runter - die Autopbahn hat vom letzten Beben noch einige Schäden.

Was mir gerade noch zum Beben einfällt: Nicht das einer denkt, nun würde richtig gebaut. Nee - die Löcher werden zugekippt und munter wieder drauf los gebaut. Ein Paar Betonpfeiler, darauf ein paar Spannbetonplatten und das alles rings rum ausgemauert. Bei dem Baugrund reicht auch die halbe Bebenstärke für die gleiche Anzahl von Toten. Hier herrscht übrigens die Meinung, dass die bekanntgegebenen Zahlen der Opfer viel geringer sind als die realen. Politik ist halt ein schmutziges Geschäft.

So gegen 21 Uhr bin ich dann runter von der Autobahn und habe bei einer kleinen Häusersiedlung mein Zelt aufgeschlagen. Noch bevor es stand, kam schon mein "Nachbar" angelaufen. Diesmal habe ich den Kaffee gemacht. Immer Tee.. nee.

Jetzt geht es weiter nach Ankara und eventuell bis Sivas. Mal sehn...




      

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ein vom Erdbeben zerstörtes Haus bei Karamürsel

Ein Tankstop hinter Bursa - und wieder mal wurde die RT bestaun - nach einer verdienten Wäsche

Zelten mit Familienanschluß. Aber es war sau kalt...

xxx