Projekt Sidemount SF2
Nach vielen SF2 Backmount Tauchgängen war es für mich mal wieder sehr entspannend, nur mit 2 80 cuft Alustages tauchen zu gehen. Mein Harnes/Backplate in leicht abgewandelter Toddy-Style Ausführung ist ja fix für Sidemount umgebaut. Dabei kam mir die Überlegung, warum nicht auch meinen SF2 an der Seite tauchen. Er hat ja extra die Größe und Form einer 80cuft Flasche.
Im Original unterscheidet sich ein SF2 Back- und ein Sidemount nur durch 2 Teile (bezogen auf den Korpus). Zum einen ist es der Bügel am Kopf (da kommt der Bungee durch oder der Karabiner ran) und zum anderen das Mittelteil. Ersterer ist schnell angeschraubt, aber ein Mittelteil bauen... Da stellt sich die Frage, was ist daran eigentlich anders? Schaut man genau hin, so wird an der Stelle, wo beim Backmount der o2 eingespeist wird, ein manuelles Einspeiseventil angebaut (Manual Add). Fällt beim tauchen der ppo2 zu weit nach unten, muss man dieses Ventil betätigen. Der Nachteil aus meiner Sicht ist dabei aber, ich habe das Ventil nicht im Blickbereich und wenn eine Stage drauf liegt ist das alles nicht so doll zu bedienen. Auch wenn ich in einer Höhle durch ein enges Loch krauche und versehentlich das ventil gegen einen Stein drücke – dann habe ich in einer unkonfortablen Situation auf x Meter Tiefe plötzlich einen ppo2 wiE in der Deco Kammer... Das ist alles schön in Ägypten auf 20m am Riff ohne Handschuhe.
Warum kann das o2 ManualAdd nicht wie jetzt auch (in meiner Konfiguration) über der rechten Schulter angebracht sein und das Diluent Add auf der linken. Die Antwort ist einfach; alles eine Frage der Schlauchführung. Ergo; man braucht kein neues Mittelteil.
Dann ist da aber beim Backmount SF2 noch das Diluent Manual Add. Das braucht man, um im Fall von einem zu hohen ppo2 schnell mit Diluent verdünnen zu können. Beim originalen Sidemount SF2 hat man das eingespart. Die Herstellerargumentation für diese Einsparung lautet: „wenn der ppo2 zu hoch ist, einfach durch die Nase ausatmen bis der Balg den Stößel auslöst und frisches Diluent einströmt“. Ok, aber warum ist das dann nicht auch so beim Backmount SF2 und was mache ich, wenn der Stößel klemmt? Für mich war klar, ich will manuell Diluent einspeisen können. Dann kam aber ein anderes Problem:
Wenn ich beide Manual Add`s am Harness auf der Schulter lasse, habe ich mindestens 4 QC Connectoren zwischen Harness und Rebreather – das ist zu viel.
Die Lösung ist ein Manual Add von Techme. Das hat je einen Eingang für o2 und einen für Diluent und einen Ausgang, der dann an das Mittelteil gangeschlossen wird. Um beide Gastypen unterscheiden zu können ist ein Einspeiseknopf plan und der andere steht deutlich heraus. Dieses ManualAdd wird so platziert, dass ich es gut bedienen kann und immer blind erreiche. Jetzt habe ich es recht kurz am oberen Teil des SF2 angebracht. Ich könnte aber die 3 Mitteldruckschläuche auch beliebig länger auslegen und mir das Teil via Karabiner an den rechten Schulter D-Ring hängen. Mal schauen, was sich besser im Alltag bewährt.
Damit steckte ich dann bereits in meinem Umbauprojekt.
Jetzt kam der schwierigste Teil – die Schlauchführung. Ich habe eine Menge Papier mit „Schaltplänen“ voll gemalt bis ich eine Lösung hatte. Als ich die dann mit meinem Mitteldruckschlauch Vorrat und einigen Verteilern provisorisch zusammengebastelt hatte... hat es natürlich nicht funktioniert. Ich hatte da zu viele o2 Schläuche an einem Verteiler zusammen gefasst und nach aufdrehen der o2 Flasche strömte Gas wie wild ins Mittelteil. Also noch ein separater Verteiler und alles war ok. Ich habe bei dieser Bastelei sehr viel über meinen Rebreather gelernt.
Zum guten Ende hatte ich nur einen o2 und einen Diluent Schlauch mit je einer QC4 Kupplung am Ende vom SF2 zum Harness.
Jetzt nur noch einen Karabiner an das untere Teil zum einhängen am Backpad anbauen und einen 2Kg Blei Ring an das Ende des SF2 bauen.
Und dann war da noch das Thema Atemschlangen. Ein 450 Euro Sidemount Mundstück wollte ich mir nicht gleich kaufen. Also habe ich mir bei Golem 2 90° Winkel bestellt. Daran die cooper hoses und fertig. Da ich einen Golem BOV verwende wollte ich natürlich auch wieder meine Stage für den Notfall connecten können. Das war technisch easy, aber die Atemschlangen werden dadurch recht schwer und starr. Auch die Kabelei für den NERD und mein CO2 HUD machen das ganze System etwas kompliziert. Da diese Kabelei aber auch beim Backmount gemacht werden muss ist das ja gewohnte Arbeit, welche vor dem Tauchgang erledigt wird.
Für den Sauerstoff habe ich mir eine 2l 230bar Flasche gekauft (Prüfdruck 400bar). Mein Fülldruck also knapp 300 bar . Daran eine Tec3 Stufe und es gibt eine perfekte Schlauchführung nach oben zur Schulter.
Die Stage war auch fix neu konfiguriert. Ich habe dieses mal keine Tec3, sondern eine drehbare DS4 verwendet und mir einen 5. Abgang für den Trocki gegönnt.
Der Harness war easy konfiguriert. Ich habe an meiner langen 8Kg Backplate die äußere Alu Backplate gegen eine 2,5Kg Stahl Version ausgetauscht. Dazu ein 2,5Kg P-Weight in den inneren Pfalz und ich habe 13Kg auf dem Rücken. Ein gutes Gewicht für einen TriLaminat Trocki und einen 400er Unterzieher bei 80Kg Körpergewicht.
An der äußeren Stahl Backplate habe ich 2 Connector Schienen angebaut. Eine für die o2 Flasche und eine für den Lampentank.
Ziel war es ein Setup zu entwerfen, wo ich einfach meinen Harness anziehe, den SF2 einhänge, connecte, Rechner an den Arm und Stage ebenso easy anlegen und tauchen, tauchen, tauchen...
Wann ist Backmount besser und wann Sidemount?
Das ist schwierig zu beantworten und hängt vom persönlichen Geschmack, dem Tauchplatz, der Tiefe und noch vielen Faktoren ab. Für mich habe ich folgende grobe Einsatzgebiete definiert:
Bis 40m SideMount
Rechts den SF2, links eine 80cuft Stage und o2 auf dem Rücken. Kommt noch eine Stage dazu, wird die auch links eingehängt.
Bis 70m SideMount (easy dive)
Rechts der SF2 und eine 5l o2 Flasche. Die 2l ist mir zu knapp, falls mal richtig was schief geht und ich länger 6m Deco durchstehen muss. Links ein 50/20 und ein Bottom Gas, womit ich auch den SF2 füttere. Meist 15/55.
+70m oder bei komplexen TGs ab 50m - Backmount
Wenn ich 4 Stages brauche um wieder bei einem Totalausfall des Rebreathers sauber nach oben zu kommen, oder wegen sehr langer Decos 4 Stages oder mehr brauche, dann tauche ich Backmount. Mir wird das sonst zu viel Gerödel. Ich mag es auch nicht, alle Stages nur links zu tauchen oder Stages hinten einzuhängen oder eine Leash zu verwenden. Ist halt Geschmackssache.
Wie gesagt, das ist alles nicht in Stein gemeißelt und keine Regel wird angewendet ohne sie gleich wieder zu brechen