Tag 6 – wie komme ich wieder nach Hause???




Heute ging es erst Mal nach Erfoud ins Krankenhaus zum Röntgen. Dummerweise hatten die kein Röntgengerät. Also weiter in eine Privatpraxis, die so ein Teil haben. Als das dann erledigt war, ging es wieder zurück ins Fahrerlager. Dann begannen die endlos langen Telefonate von Ellen und Klaus mit dem ADAC wegen einem Rücktransport. Ich hatte mit denen ja vor zwei Jahren schon miese Erfahrungen gemacht, als meine Frau in Marokko einen Kreislaufzusammenbruch nach vier Tagen Durchfall hatte. Damals ließen die uns auch hängen. Die Boys aus Bavaria hatten tolle Ideen. Nummer Eins war, ich sollte in ein Marokkanisches Krankenhaus. Kurz gesagt, wenn in einem solchen Laden in Deutschland jemand Tiere schlachten würde, er ginge ganz fix in den Kahn. Der Dreck klebt da sichtlich an den medizinischen Gerätschaften. Zum Glück verweigerten unsere Mediziner, dafür die Verantwortung zu übernehmen.

Vorschlag zwei der Komiker aus Bavaria war, ich sollte in ein „anständiges Krankenhaus“ nach Casablanca oder Agadir. Nur, das waren gut 900Km Transport. Der ADAC wollte sich um jeden Preis drücken, einen Jet zu schicken. Kosten sparen ist dort die höchste Priorität.

Sollte nun jemand denken, der ADAC kennt nicht die Qualität der regionalen Krankenhäuser – wir haben ausgiebig mit der Kollegin des ADAC in Agadir telefoniert. Die kennen also die regionalen Probleme sehr genau.


Da nach drei Tagen die Wüstenrunden gedreht waren, ging es wieder in Richtung Norden. Ich reiste in einem Vacu-Bett im Heck des Landys von unserer Ärztin Ellen. Zugegeben war das nicht die unbequemste Reiseform J. Bisher war der ADAC, obwohl noch ein Kandidat sich zwecks schwereren Unfalls zu mir gesellt hatte, nicht bereit, uns auszufliegen.


Während unserer Fahrt gen Norden kam die Info, dass ein Motorradfahrer einen schweren Unfall hatte. Marc, ein Schweizer KTM Pilot war auf einer staubigen Piste gegen einen größeren Stein gefahren und ziemlich heftig gestürzt.

Zu seinem, aber auch unserem Glück, war Marc Fördermitglied bei der Schweizer Luftrettung REGA. Im Gegensatz zum ADAC waren die sofort bereit, einen Jet von Zürich nach Er-Rachidia zu schicken. Auch waren sie bereit, Albert und mich nach München zu fliegen. Nun begannen wieder lange Verhandlungen mit dem ADAC, bezüglich der Kostenübernahme.

Nachts, so gegen 0 Uhr, wir waren inzwischen wieder im Fahrerlager in Missour, stand Rainer Autenrieth, der Chef der Tuareg-Rallye vor meinem Bett und fragte, ob ich nach Hause fliegen möchte. Nach meinem Ja verschwand er wieder und meinte nur, ich werde dann bald geweckt. Um 2 Uhr morgens ging es dann die 250Km wieder ins südliche Er-Rachidia zum dortigen Militärflugplatz. Gegen 7 Uhr, die Sonne ging gerade auf, landete die schmucke Maschine der Schweizer Luftrettung. Nach einigen Zollformalitäten, die aber mehr dem Austausch von Adressen unter Freunden glich, flogen wir in Richtung Heimat. An Bord wurden wir von einem sehr netten Arzt der REGA und einer seeehr netten Krankenschwester versorgt. Dann gab es ordentlich was aus der Bordküche zu futtern. Hier in dieser Maschine waren wir wieder auf Europäischem Niveau.

Nach der Landung in München hatte der ADAC wieder gezeigt, dass er doch einen guten Service bereitstellen kann.

An der Parkposition unseres Fliegers stand bereits ein Krankentransport, um mich zum Lufthansa-Gate zu bringen. Von dort aus ging es dann Business-Class nach Berlin. Da waren die ADAC-Leute plötzlich spendabelJ. Sogar die Stewardess war informiert, dass ich etwas lediert war. In Berlin standen dann auch gleich am Ausgang der Maschine zwei Lufthansa Mitarbeiter mit Rollstuhl für mich bereit. So kaputt war ich nun auch nicht! Die beiden brachten mich dann aus dem Sicherheitsbereich und übergaben mich an einen Krankentransport. Kurz darauf war ich im Krankenhaus.


Als ich wenig später auf dem OP-Tisch lag, waren 8 Tage seit dem Unfall vergangen. Wertvolle Zeit, für eine professionelle Behandlung. Nach eingehenden Untersuchungen wurde diagnostiziert, dass ich ein gebrochenes Schlüsselbein und eine gebrochene Rippe habe. Die Hand sei nur verstaucht.


Die OP, in der ich einen provisorischen Nagel für 8 Wochen erhielt, verlief problemlos. Als ich am vierten Tag entlassen werden sollte, wurde bei der Visite noch eine Kontroll-Röntgenaufnahme angeordnet. Als der Visite-Tross schon in Richtung Tür unterwegs war, fiel einem Arzt auf, dass meine linke Hand verbunden war. Nachdem ich ihm sagte, dass die Verstauchung immer noch schmerzte, ordnete er für die Hand noch ein Röntgenbild unter Belastung an. Die normalen waren ja ok. Nach dem Mittag kam der Arzt wieder und meinte: nicht nach Hause, sondern wieder in den OP. Die Hand war gebrochen.

Nach nicht vier, sondern 9 Tagen war ich dann endlich aus dem Krankenhaus raus, hatte eine auf Dauerhaftigkeit ausgelegte Titanschraube in der linken Hand und einen Nagel im rechten Schlüsselbein und zwei OPs hinter mir.

Die folgende Reha verlief sehr gut. Nun kommt in Kürze der Nagel raus und im August sitze ich hoffentlich wieder auf meiner Maschine. Am 18. März 2006 ist wieder Start in Nador. Ob ich allerdings wieder mit einem so schweren Panzer fahre, ist ungewiss.


Nach mir sind dann noch alle weiteren Zweizylinder wegen mechanischer Defekte der Fahrer ausgefallen. Das sollte einem zu denken geben, ob bei einer so harten Rallye ein so schweres Motorrad das Richtige ist…


Auf Grund der recht ordentlichen Zeiten in den ersten zwei Tagen und der restlichen Ausfälle, war es dieses Jahr wieder der dritte Platz. Naja, ich hätte ihn mir lieber über die gesamte Distanz erkämpft…

Cockpit der CL 604 Challenger

Unsere Rallyekrankenschwester bei der Patientenübergabe.

So langsam wir es voll auf dem Rollfeld :-). Dieser Jet holt im Auftrag des ADAC einen weiteren Verunfallten.

Für Klaus Spörl ein typischer Rallyetransport. Er kennt den Flughafen inzwischen...

Der Jet der Schweizer Luftrettung REGA morgens um 7 Uhr auf dem Millitärflufgafen von Er Rachidia