Tag 5 – Rallye Tag 3


Mersouga Rundkurs (endlich Sand)


original Touareg-Rallye-Streckenbeschreibung:


Streckenbeschreibung:

Start 9:00

- Hochgeschwindigkeitsetappe 1 Schwierigkeit 2-3 Nach dem ersten gestrigen Sandkontakt wird die Dosis heute erhöht. Nach der Durchquerung des Erg Chebis geht es durch kleine teilweise versandete Täler zum Erg Znagi in dessen weichen Dünen die DK 1 positioniert ist. Über die Ebene von Tauz geht es in die Berge von Rissani. Steinige Pisten werden gesäumt von hoch aufragenden Bergen. Das Ziel der Sonderprüfung liegt kurz vor den Plantagen von Rissani


Start 14:00

- Hochgeschwindigkeitsetappe 2 (nur Profi) Schwierigkeit 3 Sand ist das wieso viel bei der Tuareg Rallye mit dabei sind. Sand wird auf diesem 80 Kilometer langen Rundkurs auch in ausreichendem Maße geboten.

Ziel ca 17:00


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Aus welchem Grund auch immer hatte ich mich heute Morgen entschlossen, doch zu starten. Es ist eigentlich auch unsinnig, sich gegen den Rallyevirus zu wehren. Außerdem gab es heute endlich richtigen Sand und Dünen. Hier, in den drei Tagen, welche wir im Sand sind, wird die Rallye entschieden.
Ich hatte für diesen Rallyeabschnitt alles optimal vorbereitet. Meine Sandreifen waren eine gute Wahl und dank ausreichend vieler Reifenhalter konnte ich den Luftdruck bis auf ein halbes bar ablassen. Das gibt bei 200Km Maschinengewicht einen guten Vortrieb. Mein Wasserzusatz im Rucksack hatte in den letzten beiden Tagen schon gezeigt, dass er meinem Körper die eine oder andere Reserve geben kann. Ergo – heute geht es ganz nach vorn!
Der Start ging gut. Es ging direkt in die Dünen. Ich fand einen guten Weg und ließ das Feld schnell hinter mir. Nur Joachim Frey, der alte Rallyefuchs mit seiner Witech-BMW lag noch vor mir. Da wir in einer leichten Linkskurve um die Hausdüne mussten, wollte ich ihm den Weg etwas abschneiden und dichter an die Hausdüne heran. Alles lief super. Dann fuhr ich einen Dünenkamm an, auf dem ich kurz stoppen wollte, um weiter nach einem guten Weg suchen zu können. Leider kam ich nicht so weit. Noch bevor mein Vorderrad den Dünenkamm erreichte, sackte die Maschine durch die Düne durch. Da ich noch zu viel Gas hatte – oder hätte ich jetzt am Gashahn reißen sollen – war ich auf der anderen Dünenseite. Das Vorderrad bohrte sich in den Sand und ich ging mit viel Druck aus dem Sattel. Was dann genau passierte, weiß ich auch nicht mehr so genau. Kurz danach lag ich auf einer flachen Sandebene am Fuß der Düne und meine Twin lag auf mir. Dumm war nur, dass das Auspuffrohr genau zwischen Bauch und meinem wertvollstem Teil lag – und es wurde heiß!!! Ich versuchte mit beiden Händen, die Maschine hochzustemmen, denn an darunter hervorzukrabbeln war nicht zu denken. Ein Stück klappte es, aber es war zu wenig. Ich hielt die Maschine mit der rechten Hand etwas auf Abstand um mit der linken nach Hilfe winken zu können. Dazu brüllte ich mir die Kehle heiser. Das half! Wenige Minuten später kam irgendein Rallyeteilnehmer und sah meine hilflose Situation, kam zu mir herunter und zog mir die Maschine vom Körper. Wieder so ein Helfer von dem ich nicht weiß, wer er war. Aber mein Dank ist mit ihm.
Dann merkte ich so allmählich, dass meine rechte Schulter wehtat. Als ich sie abtastete, fand ich einen Knochen, der recht komisch nach oben drückte. Sch…, das war das Schlüsselbein. Ich hatte zwar noch nie einen Knochenbruch, aber das fühlte sich alles ganz anders an, als an der linken Seite. Leider blieb mir nicht viel Zeit, meine Wunden zu bedauern. Hinter mir schoss eine LC8 über die Düne. Matthias, der der Fahrer dieser Maschine war, hatte die Düne auch unterschätzt und verlies seine Maschine ebenfalls in voller Fahrt. Nur er überstand das gut und seine LC8 zerrammelte meiner armen Twin den Scheinwerfer und Teile der Verkleidung.

Bevor der Nächste in meiner Dünenspur auch noch seine Maschine zu unserem kleinen Wüstenschrottplatz legte, entschloss ich mich, meinen Helm als Warnschild auf die Düne zu legen. Erstaunlicherweise kam ich da auch gut hoch. Nach meinem GPS hatte ich gerade 11 Höhenmeter überwunden. Das heißt, wenn ich mal rechne, dass ich auf der Twin ja noch ein Stück abwärts gerutscht bin, bis sie mich aus dem Sattel geworfen hat, hatte ich gerade einen freien Fall von ca. 6-8m hinter mir. Ich musste gerade sehr viele Schutzengel gehabt haben!
Oben angekommen, rief ich erst mal per Handy (in Marokko gibt es selbst in der Wüste Empfang) Rainer Autenrieth an, um ihm mein Missgeschick zu berichten. Wenige Minuten später hatte ich unseren Rettungssanitäter Klaus Spörl am Telefon. Nach kurzem Austausch der Koordinaten startete er mit seinem NISSAN-Sanitätsjeep in meine Richtung durch die Dünen los. Knapp eine halbe Stunde später sah ich den Rot-Weißen Saniwagen über die Dünen heranrollen. Nach einer ersten Diagnose wurde ich sanft von Klaus und seiner lieben Krankenschwester ins Auto verfrachtet und zum Fahrerlager gefahren. Es war erstaunlich, zu erleben, wie bequem man durch die offene Wüste fahren kann… Hier zeigte sich mal wieder das perfekte Sicherheitskonzept der Tuareg-Rallye. Immerhin war es eine Bergung in einem extremen Gelände – und es klappte wie am deutschen Straßenrand. So viel Sicherheit muss auf einer Rallye auch sein!

Im Fahrerlager bekam ich dann eine Infusion und unsere Rallyeärztin Ellen legte mir einen „wunderschönen“ Rucksackverband an. Für mich war die Rallye gelaufen.

Am Abend holten zwei Leute der Orga meine Maschine zurück ins Fahrerlager. Sie war zum Glück noch voll funktionstüchtig.

Lange brauchte unser Rallye-Rettungswagen heute nicht zu warten, bis mein Notruf kam :-(